Donnerstag, 15. August 2013

Crutch - Back to Instincts

Crutch – Back to Instincts (2012, Blackforrestcherrycake Records)

Beim diesjährigen Festival Holledau, das jedes Jahr am ersten Juli-Wochenende stattfindet, waren heuer leider nicht die üblichen Rockgrößen vergangener Jahre da. Hier spielten schon Bands wie Magnum, Uriah Heep, Hooters oder Wishbone Ash. Auch Michael Schenker und Eric Burdon rockten schon die Bühne zwischen den Hopfengärten der Hallertau. Dieses Mal waren eher jüngere Gruppen angesagt, so traten zum Beispiel am Freitag zur Prime Time um 22 Uhr Revolverheld auf.
Davor jedoch, enterte eine von Energie strotzende junge Rockband die Bühne, die nicht nur durch den temperamentvollen Gesang ihrer Frontfrau positiv auffiel. Crutch nennt sich diese deutsche Band, die aus vier Jungs und einem in Texas aufgewachsenen Energiebündel am Gesang besteht. Vom Sound her klang das ganze nach erfrischendem Alternative Rock a la Die Happy.
Durch den tollen Auftritt animiert, kaufte ich mir gleich noch vor Ort die Debut-CD Back to Instincts, auf der leider nur fünf Tracks verewigt sind. Ein Longplayer soll jedoch bald folgen.
Das zweideutige Cover ist ein echter Eyecatcher und passt zum selbstbewussten Auftritt der Band. Zu dieser gehören neben Sängerin Stephanie Crutchfield noch Benny Young (git), Mikey Mikeson (git), Kev Kevson (b) und Philipp Albright (dr). Auf der CD sind anstatt Mikey Mikeson und Philipp Albright noch Hannes Kelch und Philipp Schadebrodt aufgeführt.   
Der Opener der CD wurde mit „What I’m made of“ gut gewählt. Ein Titel mit Hitpotential, der alles zeigt, was die Band kann, nämlich richtig gut los rocken.
Das zweite Stück „Something“ kommt etwas getragener daher. Ebenfalls eingängig und gut arrangiert aber leider mit weniger Energie als der erste Titel. Für mich etwas zu glatt produziert. „Invincible“ ist ähnlich wie das zweite Stück aufgebaut, allerdings wieder etwas kraftvoller und abwechslungsreicher und daher besser als Track Nr. 2. Auch Stephanies tolle Stimme kommt hier besser zur Geltung.
Beim vierten Song „I want it all“ geht es wieder voll nach vorne, eine straighte Rocknummer, die auch musikalisch überzeugt und einiges der Energie des Live-Auftrittes rüber bringt.
Das letzte Stück „Fly or die“ ist ein Song, dem man durchaus Radiopotential zusprechen kann. Ein eingängiger Refrain, die markante Stimme und ein großer Wiedererkennungswert, was will man mehr ? Die Frage ist, ob dadurch nicht ein bisschen was von der unbändigen Energie, die in der Band steckt, verloren geht.      
Crutch zeigt mit Back to Instincts ein großes Erfolgspotential. Die Songs sind allesamt gut arrangiert und in Szene gesetzt. Es ist der Band durchaus zuzutrauen, bald den großen Durchbruch zu schaffen.
Für mich kommt die positive Energie des Live-Auftrittes aber leider nicht ganz rüber. Die Produktion ist mir etwas zu glatt und zu sehr an Radiotauglichkeit gedacht. Es fehlen die Überraschungsmomente, die eine Scheibe außergewöhnlich machen, was aber sicher auch an der begrenzten Anzahl der Songs liegt. Aber es besteht großes Potential und ich hoffe, dass auf dem bald erscheinenden Longplayer etwas mehr Raum für Kreativität vorhanden ist.

Ich würde auf jeden Fall jedem empfehlen, sich bei bietender Gelegenheit Crutch live anzusehen. Für die Erstlings-CD Back to Instincts gibt es von mir 3,5 von 5 Punkten mit viel Potential nach oben. Für das geniale Cover vergebe ich einen Sonderpunkt.  

Dienstag, 13. August 2013

Ugly Kid Joe - live beim Free and Easy Festival

Live – Ugly Kid Joe am 28.07.2013, Backstage München, Free and Easy Festival

„Stairwell to Hell“, so heißt die EP, mit der sich Ugly Kid Joe 2012 nach über 15 Jahren Abstinenz auf der Rockbühne zurück gemeldet haben.
Die kalifornische Band schaffte 1992 ihren Durchbruch mit „Everything about you“, einen Song aus ihrer Debut-EP „Us ugly as they wanna be“ von 1991. Der Erfolg des Songs hängt sicher auch mit der Verwendung im Soundtrack des äußerst erfolgreichen Films „Wayne’s World“ zusammen. Auf dem Album „Americas least wanted“ wurde mit dem Cover „Cats in the Cradle“ (Original von Harry Chapin, 1974) ein weiterer Top Ten Hit nachgelegt, der bis heute der erfolgreichste Song von UKJ ist.
1996 löste sich die Band nach dem eher erfolglosen Album „Motel California“ und einer darauf folgenden Europatournee auf.   
Daher war ich sehr überrascht, als ich letztes Jahr eine Konzertankündigung von Ugly Kid Joe sah und besorgte mir sofort Tickets dafür. Das Konzert fand im Münchner Feierwerk statt, das eher einem Jugendzentrum als einer Konzerthalle gleicht. Irgendwie war es schon befremdlich, dass eine Band, die Anfang der 90er mit Größen wie Def Leppard, Bon Jovi oder Van Halen vor großem Publikum auftrat und deren Videos auf MTV rauf und runter liefen, nun wieder wie eine Newcomerband in kleinen Klubs auftreten muss.
Aber die kalifornische Band um Whitfield Crane (voc) und Klaus Eichstadt (git) ließen sich davon nicht beirren und legten einen tollen Auftritt hin. Dabei stellten sie auch die besagte EP „Stairwell to Hell“ vor, die mit ihren sechs Titeln musikalisch nahtlos an die alten Veröffentlichungen anknüpft. Der Titel folgt der Tradition, bei den Albumtiteln bekannte Werke humoristisch zu zitieren, so wie hier natürlich „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin.
Nun also kamen Ugly Kid Joe wieder nach München. Diesmal zum Free and Easy Festival im Backstage, bei dem in 19 Tagen über 200 Bands auftraten, und das ganze, wie der Name schon sagt, „free“, also umsonst.
UKJ spielten dabei in der Halle, wie der kleinere Saal genannt wird, und nicht im Werk, wie der größere Veranstaltungsraum heißt. Eröffnet wurde das Konzert von der holländischen Punkrock-Band Long Way Down. Aufgrund der hochsommerlichen Temperaturen habe ich nur die letzten zwei Songs mitbekommen, daher kann ich wenig über den Auftritt berichten. Was ich gehört habe hat sich zumindest nach solidem Punkrock angehört.
Nach Long Way Down betrat dann eine junge Band aus Süd-Wales die Bühne, die optisch Erinnerungen an die Siebziger Jahre aufkommen lies. Buffalo Summer nennt sich die vierköpfige Band in der klassischen Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Als die Jungs loslegten, packten sie mich sofort. Mit Southern Rock vom Feinsten überzeugten sie ab dem ersten Song und erinnerten mich an die Black Crowes, Georgia Satellites, Lynyrd Skynyrd und Molly Hatchet zusammen. Es wurde ein überragender Auftritt, der alleine den Besuch des Konzerts schon gerechtfertigt hätte. Ich kann nur jeden, der auf diese Art von Musik steht, Buffalo Summer wärmstens empfehlen. Ich bin überzeugt davon, dass wir von dieser Truppe noch einiges hören werden. Soweit ich weiß, wird momentan ein Video zum Song „Back to the River“ produziert.
Nachdem sich die Stimmung nun schon ganz gut entwickelt hat, füllte sich der Raum in freudiger Erwartung auf den Headliner. Nach einer etwas zu langen Umbaupause in der sehr warmen Halle betraten nach dem Intro endlich Ugly Kid Joe im lässigen Skater-Outfit die Bühne und legten los mit dem Gassenhauer V.I.P. Das bunt gemischte Publikum war in Partylaune und ging von Anfang an gut mit. Die Stimmung steigerte sich von Song zu Song, vor allem die bekannten Kracher wie Neighbor oder Jesus rode a Harley animierten die Leute zum Mitgröhlen und Springen. Mit No One Survives und Devils Paradise wurden zwei Stücke der neuen Scheibe gespielt, ehe dann „Cats in the Cradle“ angestimmt wurde, das von allen Anwesenden im Saal voller Inbrunst mitgesungen wurde. Doch das war dann auch schon das einzige ruhigere Stück des Sets. Auf weitere Balladen, wie das von Klaus Eichstadt gesungene „Mr. Recordman“ oder „Another Beer“ vom neuen Album wurde diesmal verzichtet. Es ging stattdessen Vollgas weiter mit I’m Alright, ein sehr starkes Stück, das ebenfalls auf Stairway to Hell zu finden ist. Es folgten dann noch Klassiker wie Milkman’s Song und Goddamn Devil, ehe das reguläre Set zu Ende ging.
Natürlich kam die Band, die neben Crane und Eichstadt aus Shannon Larkin (dr), Dave Fortman (git) und Cordell Crocket (bass) besteht, nochmal zurück. Nach GOD brachte „Everything about you“ das Publikum noch einmal zum finalen Ausflippen. Mit einer Coverversion von Ace of Spades von Motörhead wurde dann ein passender Schlusspunkt zu einem gelungenen und schweißtreibenden Konzert gesetzt.
Ein sehr schöner Abend, bei dem ich zwei tolle Bands erleben konnte. Bemerkenswert ist für mich, dass Ugly Kid Joe nach den Megaerfolgen Anfang der Neunziger in kleinen Klubs ohne jegliche Allüren mit einer Spielfreude auftritt, die man vielleicht nicht so erwarten würde.

Die Entdeckung des Abends ist Buffalo Summer, womit wieder bewiesen wurde, dass man bei live-Konzerten immer positive Überraschungen erleben kann.